Die Sache mit der Zeit in der Corona-Zeit

So schaut der eine oder andere auf seine Armbanduhr – und der Sekundenzeiger bewegt sich nicht mehr.

Die batteriebetriebene Uhr ist – wie umgangssprachlich ausgedrückt – „stehen geblieben“. Die Energie der Batterie ist verbraucht, ein Wechsel der Batterie steht nun an. Denn nichts ist schlimmer als die grauenhafte Vorstellung, dass die Batteriesäure sich durch das Metallgehäuse der Batterie frisst, um schließlich im Quarzmodul zu zerfließen, den Weg in alle Bereiche sich zu suchen, um das Uhrwerk zu zerstören – was unweigerlich irgendwann passieren könnte. Insbesondere wird es dabei schlimm, wenn das Uhrwerk, das Modul, aus Kunststoff im Wesentlichen besteht und die Säure die Auflösung des Systems gänzlich auslöst – ohne Hoffnung auf eine mögliche Reparatur. Aus! Denn der Uhrmacher des Vertrauens hat geschlossen. Lockdown! Was nun? Ist das die Zukunft der quarzbetriebenen Armbanduhr? Zumindest kann die Einsicht sich einstellen, dass man entweder auf eine Armbanduhr verzichtet, die Batterie selbst wechselt (Werkzeug, Kenntnis und/oder Fingerfertigkeit vorausgesetzt) oder gänzlich auf ein anderes Antriebssystem setzt.   

Was für gängige Systeme als Alternative gibt es?

Die altbewährte mechanische Armbanduhr erfährt ohnehin seit Jahrzehnten eine Renaissance, als dass diese Art von Uhren schon ab wenigen hunderten an Euros zu erwerben möglich ist. In jedem Fall als Automatik-Variante. Dabei sollte aber auf die Uhrenmarke, vielmehr auf den Hersteller des Uhrwerks, geachtet werden. Denn nicht jedes Uhrwerk verspricht, wonach es aussieht oder wohlklingend beworben wird. Aber ist das alles? Nein. Im Einzelnen gibt es insgesamt zunächst folgende Systeme:

  1. Handaufzug – der Klassiker: Über die Krone wird die Spiralfeder aufgezogen.
  2. Automatik: die Spiralfeder wird durch die natürliche Armbewegung aufgezogen – mittels eines in der Uhr befindlichen Schwungrotors.
  3. Kinetic: durch die Armbewegung (wie bei der Automatik) wird nun nicht mehr eine Spiralfeder durch einen Schwungrotor mit der Armbewegung aufgezogen, sondern ein Akkumulator aufgeladen, welcher das Uhrwerk zum Antrieb mit Energie versorgt.
  4. Eco Drive und Solar: Licht lädt den Akkumulator mit Hilfe einer Solarzelle – heute meist das Zifferblatt – auf.
  5. Spring Drive: ein Schwungrotor zieht direkt eine Spiralfeder auf und sorgt dafür, dass die Uhr gleichzeitig mit elektrischer Energie nach dem Kinetic-Prinzip versorgt wird, wo dann eine Steuerungselektronik die Ganggenauigkeit kontrolliert, korrigiert, so dass eine präzise Zeitmessung entsteht (diese Variante ist aber im Regelfall unter fünftausend Euro nicht zu haben und obliegt nur dem Unternehmen Seiko Japan u.a. der Modelle bzw. der Serie „Grand Seiko“.
Seiko Kinetic, Kaliber 5M82, Baujahr 2015, 270 Tage Dunkelgangreserve, 
100m Wasserfest. Made in Japan.
Seiko Kinetic, Kaliber 5M82, Baujahr 2015,
6 Monate Gangreserve,
100m Wasserfest. Made in Japan.

Halten Akkumulatoren, was sie versprechen?

Sollte man sich für die sehr bequemen Antriebsvarianten wie Kinetic, Eco Drive oder Solar entscheiden, stellt sich alsbald die Frage, wie lange die Akkumulatoren halten? Die unseren Uhren der Baujahre 1996 (Eco Drive, Solar und Kinetic bzw. Autoquarz; Citizen, Seiko, Casio) funktionieren immer noch. Nähere Angaben werden von den Herstellern aber nicht gemacht, da auch nach 25 Jahren man mit diesem Ergebnis für einen Akku doch sehr zufrieden sein kann. Die Casio G-Shock jedenfalls – Baujahr 1983 – funktioniert beanstandungslos bis heute (ein Akku-wechsel war bisher nicht nötig). Erhält die Eco Drive oder Solaruhr (der Marken Citizen und Casio) über einen längeren Zeitraum z.B. von mehr als 250 Tagen allerdings kein Licht (so die gängige Herstellerangabe für die sogenannte Dunkelgangreserve), tritt auch hier die Tiefenentladung ein. Wird z.B. eine Kinetic-Uhr selten getragen, so besteht die Gefahr einer Tiefenentladung des Akkus und damit dem vorzeitigen Ende dieser de facto wiederaufladbaren Batterie. Auch eine Induktionsaufladung der Kinetic-Uhren ist möglich, soweit eine übermäßige Entladung eingetreten ist (aus Mangel an Bewegung). Zumindest aber können die Akkumulatoren – bei sachgemäßer Verwendung der Uhr – nach mehreren Jahrzehnten gewechselt werden, wenn diese dann verbraucht sein sollten.

Aber funktionieren bzw. „halten“ mechanische Uhren länger?  

Ja und nein. Denn auf die Qualität des Uhrwerks und die Pflege der mechanischen Uhr kommt es letztlich an. Uhrmacher empfehlen nach 5 Jahren eine Revision (Reinigung der Bauteile eines Uhrwerks, neue Einölung, Regulierung). So kann ein hochwertiges Uhrwerk – je nach Hersteller – (z.B. unter der Bezeichnung „Swiss Made“, „Made in Japan“ oder „Made in Germany“) ohne weiteres 100 Jahre funktionieren – oder auch länger. Zumindest überlebt diese Art Qualitätsuhr einen selbst im Regelfall, eignet sich daher als Erbstück, ggf. als Wertanlage, Handelsware (z.B. Rolex, Patek Philippe u.a.) oder fürs Uhrenmuseum. Viele dieser Uhren unter der heutigen Bezeichnung „Vintage“ – z.B. aus den 1920er Jahren, schmücken nach wie vor so manches Handgelenk. Allerdings – um diesen Satz zu wiederholen, ist es eine Frage der Uhrenmarke bzw. des Uhrwerks. Denn manche Unternehmen aus den 40er Jahren und auch 50er Jahren existieren nicht mehr; Ersatzteile sind nicht mehr erhältlich. So ist hier eine geschickte Wahl einer neuen Uhr unabdingbar, soweit ein Anspruch darauf besteht, dass diese Uhr ein Leben lang funktionieren soll. Und darüber hinaus – und alles ohne Batterie.  

Orient Bambino 3
Orient Bambino Automatik und Handaufzug,
Kaliber F6724, Sekundenstopp
Made in Japan

Aber welche Uhrenmarke bzw. Hersteller verspricht mehr oder weniger eine lange Haltbarkeit?

Die grundsätzlich wirkende Aussage „nur sehr hochpreisige Ware muss auch sehr gut sein“ stimmt nicht. Ein Pech kann man auch mit einer sogenannten „Montagsuhr“ teuren Kalibers haben. Allerdings schließt bei bestimmten Uhrenmarken bzw. Herstellern die Qualitätskontrolle bzw. das Qualitätsmanagement die „Montagsuhr“ im Regelfall aus. Der Preis spielt dabei nicht die entscheidende Rolle. Kann aber ein Indiz sein. So sind Uhren der unteren bis mittleren Preiskategorie – mit Uhrwerken der Hersteller ETA, Sellita, Miyota, SEIKO und Orient – ein Garant für gute bzw. bis sehr gute Qualität. So verbauen etwa 80% aller Uhrenunternehmen der Schweiz – außerhalb der Quarzuhrwelt – mechanische Uhrwerke der Hersteller ETA und Sellita. Seiko und Orient nutzen nur ihre eigenen Uhrwerke (Manufakturbetriebe). Seiko beliefert aber auch andere Labels. Das Unternehmen Miyota (Citizen) beliefert hunderte von Uhrenherstellern weltweit und findet sich in ebenso vielen Marken wieder u.a. auch in Uhren mit der Bezeichnung „Made in Germany“ – und auch unter anderen Länderbezeichnungen.

Orient Bambino Automatik
Orient Bambino Automatik, Kaliber 48743
Made in Japan

Ist das nun das Ende der Quarz-Uhr?  

Definitiv Nein. Denn neben der Eco-Drive, der Solar und der Kinetic-Uhr – welche ja Quarzuhren sind, gibt es zwei Vorzüge bei bestimmt „gewöhnlich“ batteriebetriebenen Uhren: Zum einen eine lange Laufzeit der Batterie (5 Jahre bzw. mit Sparfunktion ca. 8,5 Jahre, sogar bis 10 Jahre) und eine Batterieverbrauchsanzeige (ein 3-Sekunden-Schritt des Sekundenzeigers, welcher den Hinweis gibt, dass die Batterie innerhalb eines Monats zu wechseln ist). Diese Vorzüge bieten höherpreisige Quarzuhren z.B. bestimmte Uhrwerke der Marken ETA und Ronda (Swiss Made). Letztere Quarz-Uhrwerke sind für diese Preisklasse natürlich reparierbar, verschraubt, aus Stahl und bieten klassisch Lagersteine (Rubine) für den mechanischen Anteil des Uhrwerks; insgesamt eine sehr gute, hochwertige Verarbeitung – hohe Qualität. Also, wir gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie keine 5 Jahre anhält. Und schließlich gibt es Quarz-Uhren, die schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel haben und weiterhin perfekt funktionieren, heute Sammler-Objekte sind, wie z.B. die Digitaluhr von Seiko aus dem Film „James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte“ – aus dem Jahre 1977. Diese Uhr – im neuwertigen Zustand – ist nicht unter 1200 Euro heute erhältlich (Mehr zu diesem Thema: https://the007world.com/seiko-m354-memory-bank-calendar ).
  

Victorinox Maverick, Uhrwerk: Ronda 715. Fünf bis acht Jahre Batterielaufzeit (Energiesparfunktion). 100m Wasserdichtigkeit. Batterieleistungsanzeige über 3-Sekunden-Schritt als Hinweis zum zeitnahen Batteriewechsel. Swiss Made

Die Qual der Wahl

Im Grunde genommen ist es eine Sache des Geschmacks. Nur sollte eine batteriebetriebene Uhr bitte in heutiger Zeit nicht eine Batterielaufzeit von lediglich zwei Jahren aufweisen. Außer es ist eine Swatch, bei welcher der Batteriewechsel mit Hilfe einer Münze innerhalb einer Minute erledigt ist. Vorausgesetzt, man hat die richtige Batterie parat. Aber auch das ist eine Frage des Anspruchs. Wer allerdings nach den Trends sich weiter orientiert und schließlich eine Sammlung an Uhren sich aneignen kann oder möchte, dem empfehlen wir mehrere der o.g. Uhrwerkssysteme. Denn irgendeine Uhr wird dann schon in brisanten Zeiten laufen – wenn denn schon entweder die Batterie, zu wenig Licht, keine Bewegung oder der Uhrmacher des Vertrauens nicht vorhanden ist bzw. war. Aber auch die eigentliche Nutzung der Uhr – ob Outdoor, für Taucher, Adventure, Business-Like oder Zeitlos, ist eine entscheidende Frage, in welcher das Uhrwerk durchaus eine Rolle spielen kann. Aber auch der ökologische Gedanke. Denn Batterien sind Sondermüll. Und spätestens im Dschungel mutet ein Batteriewechsel doch recht seltsam an. Geradezu tragisch wäre auch ein Ende der Lebenszeit der Batterie unmittelbar beim Tauchgang. Denn das wäre u.U. auch das Ende der Lebenszeit des Tauchers; hing doch die Länge des Tauchgangs von der Zeitmessung ab. Zumindest ist eines sicher, der Run auf die Uhrmacher oder die Uhrenfachgeschäfte, zum Zweck des Batteriewechsels, ist vorprogrammiert. Oder? Denn aktuell boomt es in der Uhrenbranche. Denn die „leere“ und „unbewegliche“ Uhr liegt da nieder, der Entschluss zum Kauf einer neuen Uhr im Internet wurde kurzerhand getroffen. Und interessanterweise fallen die Preise für Automatikuhren rapide. Auch bei hochwertigen Marken.


Uhrenmarken (eine Auswahl) der Preiskategorie 160 bis 1600 Euro:

Seiko, Citizen, Orient, Orient Star, Tissot, MIDO, Longines, Hamilton, DUFA, Nomos Glashütte, Elysee Düsseldorf, Farer Universal, Peter Henlein 1520, Zeppelin, Bauhaus, Junkers, Junghans, Dugena (Premium), Michel Herbelin, Casio, Swatch, Victorinox, Dreyfuss & Co. 1895, Omega u.v.a. mehr.

Weitere Themen

Immobilien-Entwicklung
Immobilienentwicklung

© 2021 by Dr. Nikolaus Andre – Unternehmensberatung und Projektentwicklung
12209 Berlin-Lichterfelde, Saaleckplatz 6.
© Artikel „Die Sache mit der Zeit in der Corona-Zeit“ veröffentlicht am 22.01.2021.

%d Bloggern gefällt das: